Das erste Mal China – Suzhou und Shanghai
Voll war es. Quirlig, lebendig und heiß. Laut in der Stadt, leise in den Gärten. Traditionell in Suzhou, modern in Shanghai.

Als ich vor ein paar Wochen das erste Mal nach China reiste, hatte ich eine ungefähre Idee, was mich erwarten würde und doch auch gleichzeitig so gar keine Vorstellung, was da auf mich an Eindrücken einprasseln sollte. Ich bin durch tausend Jahre alte Gärten spaziert, war auf dem zweithöchsten Gebäude der Welt, habe Schweinegesicht gegessen und frittierten Käse mit Käsesoße, 50%igen Reisschnaps und 20 Euro teuren Tee getrunken, habe über den Kommunismus diskutiert und mit einem buddhistischen Buchhändler meditative Mönchsgesänge eingestimmt.


Suzhou und Shanghai
Shanghai ist natürlich einfach überwältigend mit seinen 23 Millionen Einwohnern und ich war recht oft ein wenig sprachlos ob der Eindrücke, aber Suzhou, die „kleinere“ Stadt vor den Toren Shanghais ist nicht weniger imposant und beeindruckend. Übrigens hat Suzhou „nur“ 10 Millionen Einwohner und ist eine der ältesten Städte im Jangtsekiang-Becken. Für China Einsteiger – so wie mich – ist Suzhou sicher ein guter Beginn, bevor man sich ins wuselige Shanghai stürzt.
Die Stadt der Gärten und Kanäle: Die Stadt Suzhou nahe Shanghai
Suzhou – auch als Venedig des Ostens bekannt – macht seinem Beinamen alle Ehre. Die bezirksfreie Stadt im Osten der Volksrepublik China ist von Kanälen und Wasserwegen durchzogen. Aber auch Gärten und Tempel findet ihr hier reichlich. Ebenso die Wasserstadt Mudu, die unser erstes Ausflugsziel war. Übrigens könnt ihr die Tour, die ich gemacht habe und andere individuelle Ausflugsziele in Suzhou über China Tours* buchen.

Die antike Wasserstadt Mudu
Die Wasserstadt Mudu am Taihu-See befindet sich im Wuzhong District. Ihr könnt dort bequem mit dem Taxi hinfahren oder mit dem Bus. Mudu ist ca. 100 km von Shanghai entfernt, rechnet aber wegen des Verkehrs mit einer Anreise von 2 bis 3 Stunden. Von der Suzhouer Innenstadt war es ca. 1 Stunde Fahrt. Die Wasserstadt Mudu ist über 2500 Jahre alt und ihr könnt hier noch einige historische Bauten bewundern. Daneben gibt es auch viele Food-Stände und Einiges an charmantem Schnick-Schnack. Die antike Wasserstadt beherbergt auch den privaten Garten der Familie Yan mitten in Mudu in der Shantang Street. Die Stadt an sich könnt ihr kostenlos besuchen, für die einzelnen Sehenswürdigkeiten zahlt ihr jedoch Eintritt.
Garten des bescheidenen Beamten
Die Gärten in China sind quasi keine Gärten, wie wir sie uns vielleicht vorstellen. Es sind eher ganze Anlagen und Parks, in denen man Stunden verbringen kann. Viel Grün, viel Wasser natürlich und eine beeindruckende Anzahl an historischen Bauten, kunstvollen Pavillons und Tempeln erwarten euch. Eine Menge an Lotusblüten und bunten Schmetterlingen haben mich während meines Spazierganges durch den Garten des bescheidenen Beamten begleitet.


Den Garten des bescheidenen Beamten findet ihr in der 178 Dongbei Street und ich kann euch einen Besuch sehr ans Herz legen. Obwohl hier jedes Jahr ziemliche viele Besucher vorbei schauen, war es doch nie zu voll oder stressig, eher ruhig und harmonisch. Der Garten, auch Zhuozheng Yuan genannt, gehört zu den schönsten Gärten in China und ist UNESCO-Weltkulturerbe.
Garten des Meisters der Netze
Ebenso beeindruckend, wenn auch etwas kleiner in seiner Dimension, war der abendliche Besuch des Wangshi Garten, auf Deutsch „Garten des Meisters der Netze“. Hier könnt ihr einer traditionellen Oper lauschen, die euch durch mehrere Stationen des Gartens führt. Natürlich habe ich kein Wort verstanden, aber die Gesänge haben mich doch berührt und in der Kombination mit der schönen Abendstimmung und den vielen Lichtern war das Ganze sehr außergewöhnlich.
Der Eintritt kostet euch 30 RMB, für die Abendshow zahlt ihr 100 RMB. RMB steht übrigens für Renminbi und ist die offizielle Währung in China. Übersetzt heißt Renminbi „Geld des Volkes“. 30 RMB sind in etwa 4,– Euro.
Unterbringung in Suzhou
Untergebracht waren wir im Scholar Boutique Hotel Pingjiang Fu, in der 60 Baita E Road in Suzhou und ich kann es euch auf jeden Fall empfehlen. Erstens war die Lage ziemlich gut – direkt ums Eck befindet sich die schöne Pingjiang Flaniermeile und das Altstadtviertel – und zweitens war das Hotel wirklich schön und die Zimmer sind sauber und großzügig geschnitten. Ein tolles Bad mit Badewanne, ein herrlich bequemes Bett, Safe und Wasserkocher gibt es natürlich auch.
Frühstück im Scholar Boutique Hotel Pingjiang Fu
Besonders hervorheben möchte ich das FANTASTISCHE Frühstück! Ich habe noch nie so lecker und abwechslungsreich gefrühstückt. Ihr bekommt hier wirklich alles, was das Herz begehrt. Von Brötchen, frischem Obst und Kuchen bis hin zu Sushi und Dim Sum. Ob herzhaft und deftig oder süß und pikant, es ist wirklich alles da. Ich bin morgens tatsächlich früher aufgestanden, damit ich länger frühstücken kann. :D
Am ersten Abend waren wir auch zum Essen eingeladen und hier bin ich dann auch das erste Mal mit authentischer chinesischer Küche in Berührung gekommen. Übrigens ist es fast überall üblich, die Speisen an großen Tischen mit einer drehbaren Speiseplatte zu servieren und diese fast zu überladen. Hat den Vorteil, dass wirklich jeder satt wird und auch an die Speisen heran kommt.
Tischsitten in China
Es war immer zu viel Essen da und es ist immer eine Menge an Lebensmitteln übrig geblieben. In China keine Seltenheit, es ist eher unhöflich, wenn man alles verspeist, da es eine Blamage für den Gastgeber ist, wenn alles aufgegessen wird. Denn das würde bedeuten, er hätte seine Gastgeberpflichten verletzt und seinen Gästen nicht ausreichend Speisen geboten. In unseren Augen eher eine Verschwendung an Lebensmitteln.
Auch sitzt man als Gruppe in abgetrennten Räumen, nicht selten mit einer eigenen Toilette. Es wird als unhöflich angesehen, lange am Tisch zu sitzen. Normalwerweise war das Essen nach ca. 30 Minuten beendet und wir wurden angehalten, Platz für andere Gäste zu machen. Ein eindeutiges Zeichen, dass das Mahl beendet ist, ist die Gabe von Obst nach dem Essen. Danach sollte man auf jeden Fall aufstehen und gehen, was für uns natürlich immer etwas abrupt erschien.
Ein Spaziergang durch Pingjiang in Suzhou
Wie schon erwähnt liegt das Hotel nahe der Pingjiang Road, durch die ich am ersten Abend einen Spaziergang gemacht habe. Kennt ihr eigentlich den Anime „Chihiros Reise ins Zauberland“ von Hayao Miyazaki und Studio Ghibli? Genau so sieht es da aus! Herrlich! Links und rechts der Straße liegen Kanäle, ab und an schwimmt ein kleiner Kahn vorbei, jeder Laden ist bunt erleuchtet und lockt mit fremden Gerüchen und Speisen in der Auslage und viele kleine Brücken führen von der Pingjiang Road in weiter kleiner Gässchen. Ich war ziemlich überwältigt und habe mich kurz verliebt!
Beim Schlendern durch die Stadt sind wir auf einen kleinen Buchladen aufmerksam geworden, der im ersten Moment eher nach Garage und Trödel aussieht. Auf unzähligen Tischen, in Kisten und in Regalen stapeln sich chaotisch Bücher auf Zeitschriften auf Magazinen und Bildbänden. Das macht es aber umso spannender, denn man kann sich auf eine richtige Entdeckungstour begeben und fühlt sich wie ein Abenteurer im Bücher-Dschungel. Ein paar richtige Schmuckstücke habe ich auch gefunden und direkt gekauft. Ich bin nun stolzer Besitzer von mehreren Comics. Aus den 70er Jahren. Auf Chinesisch. Verstehe kein Wort, macht aber nichts.


Das wirklich wunderbare an der Suzhou Zhizhi Buchhandlung in der Nord Baita Street 3 ist Herr Yong Han. Herr Yong Han ist der Besitzer des kleinen Schmuckstückes, Buddhist und Kalligraph. Als wir eintreten bemerkt er uns kaum, aus dem Radio dudeln Mönchsgesänge und Herr Han ist in sein Handy vetieft. Nach einer Weile und mit Hilfe von Händen und Füßen kommt es zum „Gespräch“ und der liebenswürdige Buchhändler gibt uns eine spontane Kalligraphiestunde. Keine Ahnung, was er gesagt hat, aber Herr Han und sein Mönchsgesänge haben mich so berührt und ich glaube ihm ging es Ähnlich, da wir so viel Interesse an seinem Buchladen gezeigt hatten. Ich habe dann auch eine Kalligraphie geschenkt bekommen. „Die große Liebe ist grenzenlos“ steht auf rotem Papier und wird mich immer daran erinnern, dass es so viele wunderbare Menschen auf der Welt gibt und Freude und Liebe jede Barriere, auch die Sprachbarriere, sprengen kann.



Food in Suzhou
Zwei der vielen Restaurants, die wir besuchte haben, sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Das ist einmal das Nudelrestaurant Tongdexing in der Jiayufang Street No. 6 und das Yangyang Restaurant in der Shiquan No. 144. Bei beiden Restaurants ist es ratsam vorher zu reservieren, vor allem das Nudelrestaurant Tongdexing war sehr gut besucht. Hier könnt ihr zwischen zwei unterschiedlichen Suppen als Basis wählen und zusätzlich „Toppings“ aussuchen. Ich hatte Schweinebauch und Hühnchen mit Erdnüssen, beides sehr lecker!

Im Yangyang Restaurant war das Essen extrem gut, frisch und vielfältig, auch die Vegetarier unter uns sind auf ihre Kosten gekommen. Die Speisekarte ist bebildert, so dass ihr nicht des Chinesischen mächtig sein müsst, um zu bestellen. Einfach mit dem Finger drauf zeigen. ;) Beide Restaurants sind auch bei Einheimischen sehr beliebt.
Visa, W-Lan und VPN – Ein paar Tipps zur China Reise vorweg, die ihr beherzigen solltet
Grundsätzlich gilt erstmal: ihr braucht auf jeden Fall ein Visum für China! Und das muss natürlich beantragt werden. Persönlich könnt ihr das hier in Frankfurt im „Chinese Visa Application Service Center“ in der Bockenheimer Landstraße 51-53 tun. Und ihr braucht natürlich einen Reisepass, dieser muss noch mindestens 6 Monate gültig sein. Eine sehr hilfreiche Anleitung und Liste hat Nicole zusammengestellt. Ich habe einen kroatischen Pass und habe mein Visum ohne Probleme innerhalb von einer Woche bekommen. Zur Sicherheit habe ich noch eine Meldebescheinigung mitgenommen, gebraucht habe ich sie tatsächlich nicht, aber man kann ja nie wissen. Für Nicht-EU Mitglieder ist aber eine Meldebescheinigung im jeden Fall notwendig.
W-Lan habt ihr meist im Hotel oder auch im ein oder anderen Starbucks zum Beispiel. Ich würde mich darauf aber nicht verlassen, vor allem im öffentlichen Bereich muss man sich oft mit einer chinesischen Handynummer anmelden und tja… wer hat die schon?! ;) Viele Restaurants bieten jedoch einen öffentlichen, kostenfreien Zugang, so dass ihr nicht komplett abgeschottet seid. Und wenn es mal funktioniert, dann auch relativ stabil und schnell. Heißt aber auch, wenn ihr euch mal verlauft, dann ist nichts mit Google Maps oder Ähnlichem, ihr solltet euch also vorher die Karten runterladen und offline verfügbar machen. Auch sprechen die Chinesen kaum Englisch, das solltet ihr auch bedenken, wenn ihr mal planlos durch die Gegend laufen wollt. Also vorher auf die Karte schauen und Treffpunkte und Zeiten ausmachen.
Da wir uns in China befinden ist grundsätzlich nichts mit Insta, Twitter, Facebook, Google und Co. Ihr könnt euch aber vor der Reise! sogenannte VPN Clients installieren, mit denen ihr den Bann umgehen könnt. Bitte checkt aber vorher nochmal die rechtliche Lage! Ich hatte mir den „VPN Proxy Master“ und „BetterNet“ installiert, beide haben hervorragend funktioniert und ihren Dienst erfüllt.
Übrigens müsst ihr bei der Einreise immer euren Aufenthaltsort angeben, Hotels machen Kopien von euren Pässen und ihr gebt am Flughafen in Shanghai auch eure Fingerabdrücke ab.
Weitere tolle Berichte und Bilder bekommt ihr von meinen Reiseblogger Kollegen Black Dots White Spots, Breitengrad66, Gecko Footsteps, Travelroads, Reiseaufnahmen und Reiseblögle. Außerdem mit dabei waren Bereise die Welt, Synke-Unterwegs, Wanderingoftwo, Landmeedchen, Escape from Reality und Snoopsmaus. Danke für die tolle Zeit mit euch! :) ♥
*Ich bin zu dieser Pressereise eingeladen worden, dies beeinflußt jedoch nicht meine Meinung und den Text. Danke an China Tours für die Einladung, die wirklich tolle Organisation und die Gastfreundschaft. ♥